Schwangerschaft

Schwangerschaftsdiabetes betrifft immer mehr Frauen

Schwangerschaftsdiabetes

Wenn in der Schwangerschaft im Zuckerbelastungstest eine gewisse Blutzuckergrenze überschritten wird, ohne dass ein Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2 vorliegt, spricht man von einem Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes. Da man leicht erhöhte Zuckerwerte nicht spürt, sollte bei allen Schwangeren in der 24. Schwangerschaftswoche ein Zuckerbelastungstest durchgeführt werden. Manchmal ist es sinnvoll, den Test schon früher durchführen zu lassen, zum Beispiel, wenn es in der Familie Diabeteskranke gibt, bei Übergewicht oder ab einem Alter von 30 Jahren.

Man hat sich viele Gedanken darüber gemacht und etliche Studien durchgeführt, um den für Mutter und Kind besten Blutzucker-Zielbereich für den Alltag einer Schwangeren herauszufinden. Mittlerweile weiß man, dass ein alleiniges Festhalten an Blutzuckerwerten nicht ausreicht, sondern immer mitberücksichtigt werden muss,  wie die Schwangerschaft ansonsten verläuft. Vor allem die Größe des Kindes spielt hier eine entscheidende Rolle: bei größeren Kindern versucht man die Zuckerwerte weiter unten zu halten und beginnt früher mit der Insulintherapie, bei kleineren Kindern ist man weniger streng und lässt die Werte auch mal höher ansteigen. Bei einem Schwangerschaftsdiabetes sollten daher häufiger als sonst Ultraschalluntersuchungen vom Gynäkologen durchgeführt werden. Wichtig ist auch eine frühe Information der Entbindungsklinik, die sich mit Diabetes auskennen muss (Frauenarzt, Frauenärztin fragen!).

Erfreulicherweise gelingt es in den allermeisten Fällen, die Blutzuckerwerte durch eine alleinige Ernährungsumstellung in die richtige Bahn zu bringen. Falls bei Ihnen ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt wurde, sollten Sie daher möglichst rasch an einer Ernährungsschulung für Schwangere teilnehmen.

Vorsicht! Ernährungsumstellung heißt nicht hungern oder Kohlenhydrate weglassen! Ihr Kind braucht ausreichend Kohlenhydrate als wichtige Energiequelle. Achten Sie auf die Art der Kohlenhydrate, die Sie zu sich nehmen und wie Sie diese über den Tag verteilen. Lassen Sie zuckerhaltige Getränke weg, trinken Sie Obstsäfte nur stark verdünnt, oder lassen Sie sie am besten ganz weg, verwenden Sie lieber Vollkornprodukte als Produkte aus „weißem“ Mehl. Halten Sie die Mahlzeiten klein und essen Sie zwischendurch Obst und Milchprodukte. Essen Sie sich satt! Mit einem einfachen Urintest kann man feststellen, ob die zugeführte Kalorienmenge ausreichend ist. Ein Rezept für diese Teststreifen gibt es beim Diabetologen.

Der Schwangerschaftsdiabetes endet mit der Schwangerschaft. Nach der Entbindung sollte jedoch zur Sicherheit ein erneuter Zuckerbelastungstest durchgeführt werden. Sind die Werte in Ordnung reicht ein erneuter Test in drei Jahren. Sind die Werte im Grenzbereich, sollte der Test jährlich durchgeführt werden. Wird ein Diabetes mellitus diagnostiziert, womit in der Regel nicht zu rechnen ist, beginnt man sofort mit der passenden Therapie.

Der richtige Zeitpunkt für den Zuckerbelastungstest in der Schwangerschaft

Von der deutschen Diabetes Gesellschaft wird empfohlen, bei allen Schwangeren in der 24. – 28. Schwangerschaftswoche einen Zuckerbelastungstest durchzuführen. Diese Empfehlung ist sinnvoll, da leicht erhöhte Zuckerwerte nicht bemerkt werden, für Mutter und Kind aber trotzdem belastend werden können. Manchmal ist es sinnvoll, den Test sofort nach Bekanntwerden der Schwangerschaft durchzuführen:

-       falls Sie über 30 Jahre alt sind,

-       falls es in Ihrer Familie Menschen mit Diabetes mellitus gibt,

-       falls Sie Übergewicht haben,

-       falls bei Ihnen ein PCO-Syndrom, eine Insulinresistenz oder eine Zuckerbelastungsstörung bekannt sind,

-       falls Sie Kortisonpräparate, Antidepressiva oder Betablocker einnehmen müssen,

-       falls bei Ihnen bereits in einer früheren Schwangerschaft erhöhte Zuckerwerte aufgetreten sind,

-       falls Sie schon einmal ein Kind mit mehr als 4.500 Gramm geboren haben,

-       falls es früher schon einmal zu einer Fehlgeburt oder einem Abgang gekommen ist.

Wenn nichts davon zutrifft, Sie aber in den ersten Schwangerschaftswochen ungewöhnlich viel zunehmen, oder bei Ihnen vor der 12. Schwangerschaftswoche Zucker im Urin gemessen wurde, sollten Sie den Zuckerbelastungstest gleich machen und nicht erst in der 24. Woche.

Wichtig! Alle Schwangeren, die aus welchen Gründen auch immer den Test vor der 24. Woche gemacht haben, müssen ihn, falls er gut ausgefallen ist, in der 24. – 28. Woche wiederholen!

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Diabetes mellitus in der Schwangerschaft

Diabetikerinnen sollten sich – wenn möglich – auf eine Schwangerschaft vorbereiten. So kann das Risiko einer Schwangerschaftskomplikation für Mutter und Kind sehr niedrig gehalten werden. Idealerweise sollte drei, besser sechs Monate vor der Empfängnis ein guter Zuckerstoffwechsel bestehen mit einem Zuckerlangzeitwert (HbA1c) unter 7,0, besser unter 6,5 (ohne Unterzuckerungen). Um das zu erreichen, sind häufige Blutzuckerkontrollen notwendig und eine enge Anbindung an die Diabetes-Schwerpunktpraxis. Sinnvoll wäre eventuell auch eine Schulung vor der Schwangerschaft, spätestens jedoch sobald Sie wissen, dass Sie schwanger sind.

Was Sie sonst noch vor und während einer Schwangerschaft beachten sollten:

Bei Frauen mit Typ 1 Diabetes oder Frauen mit Typ 2 Diabetes, die Insulin spritzen ist es häufig sinnvoll auf eine Insulinpumpentherapie umzustellen, da sich die Werte damit besser einstellen lassen und das Risiko von Unterzuckerungen mit einer Pumpe deutlich geringer ist.

Nur bestimmte Insuline sind in der Schwangerschaft zugelassen. Daher muss vor der Schwangerschaft eventuell auf ein anderes Insulin umgestellt werden. Besprechen Sie das mit Ihrem Diabetologen, Ihrer Diabetologin!

Blutzucker senkende Tabletten sind in der Schwangerschaft in der Regel nicht erlaubt. Tablettenpflichtige Typ 2-Diabetikerinnen müssen daher auf Insulin umgestellt werden. Es gibt hier seltene Ausnahmen.

Suchen Sie vor der Schwangerschaft Ihren Augenarzt auf, denn die Hormonumstellung während der Schwangerschaft kann die Augen belasten. Eine Lasertherapie sollte falls notwendig vor der Schwangerschaft durchgeführt werden. Während der Schwangerschaft sollten die Augen mehrmals vom Augenarzt kontrolliert werden.

Mit Rauchen sollte jetzt endgültig Schluss sein. Es stellt gerade in der Schwangerschaft eine erhebliche zusätzliche Belastung für Ihre Augen dar - und natürlich für ihr Kind!

Lassen Sie vor der Schwangerschaft ein EKG bei sich schreiben, um die Herzfunktion zu überprüfen.

Bei Frauen mit erhöhtem Blutdruck müssen wahrscheinlich die Tabletten umgestellt werden, denn nur wenige Blutdrucktabletten sind in der Schwangerschaft erlaubt.

Ab der 20. Schwangerschaftswoche kann es zum Blutdruckanstieg führen. Messen Sie daher regelmäßig Ihren Blutdruck, am besten morgens und abends. Er sollte nicht über 140/90 mmHg liegen.

Falls bei Ihnen eine eingeschränkte Nierenfunktion bekannt ist, sollten Sie vor der Schwangerschaft mit einem Nephrologen sprechen.

Aktuell wird empfohlen schon einige Wochen vor und während der Schwangerschaft regelmäßig 150-200 mcg Jodid und 400 mcg Folsäure einzunehmen. Zusätzliche Vitamine aus Multivitaminpräparaten sind teuer und bei einer ausgewogenen, Gemüse- und Obstreichen Ernährung nicht notwendig. Das Jodid nimmt man bis zum Ende der Stillzeit weiter. Die Einnahme der Foläure kann früher beendet werden. Bitte besprechen Sie das mit Ihrer Frauenärztin, Ihrem Frauenarzt!

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Unerfüllter Kinderwunsch

Wenn trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs zum optimalen Zeitpunkt über einen Zeitraum von zwölf Monaten keine Schwangerschaft eintritt, spricht man von einem unerfüllten Kinderwunsch. Die zwölf Monate müssen nicht unbedingt abgewartet werden bevor eine Hormon- und Stoffwechseldiagnostik durchgeführt werden kann. Erst sollte jedoch eine gynäkologische Untersuchung erfolgen.

Die wichtigsten internistischen Untersuchungen bei Kinderwunsch sind:

-       die Kontrolle der Schilddrüsenfunktion,

-       die Kontrolle des Zuckerstoffwechsels,

-       die Kontrolle von Eierstocks-, Nebennieren- und Hypophysenfunktion.

Bei einer Funktionsstörung sollte auf jeden Fall eine medikamentöse Therapie versucht werden. Eine Therapie kann auch bei „normalen“ Werten sinnvoll sein, denn bei Kinderwunsch sollten „ideale“ Werte angestrebt werden. Erst wenn es unter einer solchen medikamentösen Therapie weiterhin nicht klappt und sicher gestellt ist, dass es nicht am Mann liegt (immer Spermienuntersuchung durchführen lassen!) kann eine hormonelle Stimulation der Eizellreifung und eventuell eine künstlicher Befruchtung durch den Frauenarzt, die Frauenärztin in Betracht gezogen werden.

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Schilddrüsenstörungen rund um die Schwangerschaft

Eine gute Schilddrüsenfunktion ist wichtig für den gesamten Hormonhaushalt. Die Eierstocksfunktion kann durch eine Unterfunktion – weniger auch durch eine Überfunktion – zum Teil erheblich gestört sein. Das ist von Frau zu Frau sehr unterschiedlich. Bei einem länger bestehenden, unerfüllten Kinderwunsch sollte die Schilddrüsenfunktion nötigenfalls mit Medikamenten eingestellt werden, auch wenn ansonsten keine Beschwerden einer Schilddrüsenfunktionsstörung bestehen. Falls es zu einer Schwangerschaft gekommen ist, muss die Dosierung anhand regelmäßiger Laborkontrollen angepasst werden, denn die Hormonveränderungen in der Schwangerschaft wirken sich auf die Schilddrüsenfunktion aus.

Schilddrüsenfunktionsstörungen, die während der Schwangerschaft auftreten, sind in der Regel komplikationslos und gut behandelbar.

In den ersten sechs Monaten nach der Entbindung kann es durch die Hormonumstellung zu einer Schilddrüsenentzündung mit Überfunktion, seltener auch Unterfunktion kommen. In den allermeisten Fällen pendelt sich die Schilddrüsenfunktion von selbst wieder ein. Gelegentlich schlägt die Überfunktion in eine Unterfunktion um, die dann mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden muss und chronisch werden kann.

Vier Wochen vor der Schwangerschaft und bis zum Ende der Stillzeit sollte jede Frau 150 – 200 µg Jodid einnehmen – auch wenn eine autoimmune Schilddrüsenentzündung bekannt ist (zum Beispiel vom Typ Hashimoto), nicht jedoch bei einer Schilddrüsenüberfunktion.

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Bildnachweis: Flickr - xornalcentro

Maria Schmidt

Internistin | Diabetologin

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