Übergewicht- was tun?

Beim Übergewicht erhöht sich das Risiko von Diabetes mellitus Typ 2

Ursachenforschung

Zu einer Gewichtszunahme kommt es immer dann, wenn man mehr Energie aufnimmt, als man verbraucht. Das klingt ganz einfach, für viele ist es aber nur schwer nachvollziehbar, dass sie plötzlich ohne scheinbare Veränderung der Lebens- und Essgewohnheiten zunehmen, oder dass sie trotz größter Mühen einfach nicht abnehmen können.

Gibt es irgendeine Erklärung, warum weniger Energie verbraucht wird als erwartet? Gibt es einen unbemerkten Anstieg der Energiezufuhr?

Es gibt verschiedene Erkrankungen, die bei gleichbleibender Energieaufnahme zur Gewichtszunahme führen können. Diese kann man meistens durch Laboruntersuchungen erkennen und mit Medikamenten behandeln. Deshalb stehen am Anfang einer unklaren Gewichtszunahme eine Blutabnahme und eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse. Untersucht wird zum Beispiel die Funktion der Schilddrüse, die Funktion der Hypophyse und der Nebenniere und der Zuckerstoffwechsel. Eine Schilddrüsenunterfunktion führt zu einer Verminderung des Grundumsatzes und kann so eine Gewichtszunahme auslösen. Es muss untersucht werden, ob ein Diabetes mellitus vorliegt, eine beginnende Zuckerstoffwechselstörung, oder eine Insulinresistenz, bei der das Insulin im Blut zu stark ansteigt. Insulin hält das Fett in den Zellen fest. Da fällt das Abnehmen entsprechend schwer. In all den Fällen muss man versuchen, den Stoffwechsel mit Hilfe von Ernährungsumstellung und Medikamenten wieder ins Lot zu bringen.

Beim Gespräch mit Betroffenen hört man aber auch oft, dass sich etwas im Leben geändert hat – der Job zum Beispiel, man sitzt jetzt doch mehr als früher, man hat geheiratet und muss die Hausarbeit nicht mehr alleine machen, vielleicht hindert einen eine kleine Gelenksproblematik am Treppensteigen und man nimmt jetzt doch öfters mal den Aufzug, oder das gelegentliche Joggen fällt weg – oft sind es Kleinigkeiten, an die man gar nicht denkt, die den Energieverbrauch in der Summe so zurückfahren, dass es auf Dauer zur Gewichtszunahme kommt.

Genauso muss man überlegen, ob sich an der Nahrungsaufnahme nicht doch etwas geändert hat. Vielleicht isst man in einer anderen Kantine und hat nicht gemerkt, dass die Portionen dort größer sind, oder der Salat- und Gemüseanteil kleiner, vielleicht isst man öfter mal eine kleine Nachspeise, was man früher nicht getan hat. Man ist vielleicht mit dem Partner zusammengezogen und kocht jetzt abends öfter, wo man früher nur einen kleinen Snack gegessen hat? Man hat einen neuen Kollegen, der gerne eine Schüssel Kekse auf dem Schreibtisch stehen hat – und gelegentlich greift man zu, was man früher nie getan hat. Es gibt eine Untersuchung die zeigt, dass ein Keks mehr am Tag zu einer Gewichtszunahme von über 4 kg im Jahr führen kann, das wären 20 kg in fünf Jahren. Ein kleines Ungleichgewicht zwischen Energiezufuhr und Energieverbrauch reicht aus.

Wenn man bedenkt, dass der Grundumsatz bei allen Menschen mit dem Alter abnimmt, ist klar, dass jeder im Laufe der Zeit die Energiezufuhr drosseln muss, um nicht zuzunehmen.

Der äußere Zwang

Man kämpft vergebens jahrelang mit seinem Gewicht und dann passiert etwas: man bekommt z.B. eine Magenschleimhautentzündung, die Zahnprothese geht kaputt, man hat Liebeskummer, eine Kur wurde genehmigt … und ruck zuck hat man 5, 10 und mehr Kilo abgenommen, plötzlich geht es. Die Zuckerwerte sind gut, man braucht weniger Insulin, der Diabetologe streicht vielleicht sogar den Diabetes aus der Liste der Diagnosen, die Blutdrucktabletten kann man reduzieren, die alten Klamotten passen wieder – man fühlt sich wunderbar und nimmt sich vor, noch weiter abzunehmen.

Dann geht’s dem Magen wieder gut, die neue Prothese sitzt perfekt, man hat sich versöhnt, man ist aus der Kur wieder zuhause … und ruck zuck ist alles wieder drauf und noch ein bisschen mehr.

Sobald der äußere Zwang wegfällt, ist alles wieder beim Alten. Das gewohnte Leben hat einen wieder im Griff, man vergisst, sich zu bewegen, man gibt sich keine Mühe mehr bei der Auswahl und Zubereitung der Speisen – der Magen packt ja wieder alles, die Zähne beißen sich wieder durch alles durch und es gibt keine äußere Kontrolle mehr. Niemand schert sich darum, was man isst – im Gegenteil, die Nachbarin lädt zum Nachmittagskuchen ein (damit sie nicht alleine über die Strenge schlägt), der Ehemann dreht den Fernseher an und stellt einem Pralinen vor die Nase (damit er sie nicht alleine essen muss), die Ehefrau macht einen tollen Schweinebraten mit Knödel – man gönnt sich ja sonst nichts - die Nahrungsmittelindustrie und Werbung verleiten einen zu minderwertigen Lebensmitteln. An allen Ecken und Enden kann man sie essfertig kaufen: Butterbrezen, Croissants, Hamburger, Giros, Pommes frites, riesige Semmeln oder Baguetts mit fettem Käse und Wurst.

„Normales Essen“

Wenn ich meine Patienten daran erinnere, dass es ja schon mal geklappt hat mit dem Abnehmen, warum das denn jetzt nicht mehr geht, krieg ich oft etwas empört zu hören, „Das war ja ganz was anderes, da war ich ja auf Kur!“ oder „Damals, als ich so Magenschmerzen / Liebeskummer hatte / die Prothese defekt war, konnte ich ja kaum was essen, das war ja nicht normal! Ich möchte mit normalem Essen schlank werden!“, oder „Meine Freundin / mein Mann / mein Nachbar isst auch ganz normal und bleibt schlank!“

Ist das wirklich so? Tatsächlich ist die „normale Ernährung“ in unserem Lande eine Katastrophe. Über 70 Prozent der „normal“ essenden Männer und über 60 Prozent der „normal“ essenden Frauen sind übergewichtig. Millionen leiden an Diabetes mellitus. Die normale, deutsche Ernährung macht dick und krank. Es wird zu viel Kuchen, Fleisch, Wurst, Butter, Sahne und fetter Käse gegessen, die Portionen sind immer zu groß – schließlich sind wir alle Schreibtischtäter und bewegen uns kaum. Dazu kommen die grauenvoll „normalen“ Getränke – die echten Kalorienbomben wie Cola, Fanta und Konsorten, aber auch Fruchtsäfte, Schorlen, Bier und Wein. Also bitte: Keine normale Ernährung! Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir uns anders ernähren als der Durchschnitt!

Was tun?

Bei den wenigsten findet man eine Ursache der Gewichtsproblematik, die man mit Tabletten einfach beheben kann. Selbst wenn zum Beispiel eine Schilddrüsenfunktionsstörung oder ein schlechter Zuckerstoffwechsel mit Schuld sind an der Gewichtszunahme, geht es meistens nicht mit Tabletten alleine. Eine Lebens- und Ernährungsumstellung ist immer notwendig.

Es gibt unzählige Diäten und unzählige Menschen, die sich mit diesen ohne Erfolg herumgeplagt haben. Die Wahrscheinlichkeit einer länger anhaltenden Gewichtsreduktion ist für alle Diäten schlecht und liegt nach neuesten Erkenntnissen < 1 Prozent. Bei etlichen nimmt man tatsächlich anfangs ab. Da Diäten aber nicht für die Dauer konzipiert sind, sondern meistens so umständlich und realitätsfern sind, dass man sie in das Alltagsleben mit Job und Familie nicht integrieren kann, kommt garantiert die Zeit, wo man alles (und noch ein bisschen mehr) wieder zunimmt.

Und dennoch gibt es diejenigen, die es dauerhaft geschafft haben, die ihr neues Gewicht halten, die seit Jahren Größe 38 tragen können, die Glücklichen, die Bewundernswerten, eine seltene Spezies. Wie kriegen die das nur hin? Wenn man diese Menschen frägt, hört man Erstaunliches: sie halten keine Diäten mehr ein, zählen keine Kalorien mehr, denken überhaupt nicht mehr viel über die Ernährung nach. Sie strampeln auch nicht jeden Abend stundenlang auf dem Hometrainer.

„Was machen Sie denn dann?“ frag ich.

„Ich esse einfach weniger“, ist die Antwort, „weniger als früher“.

„Ganz ohne Zwang?“ – „Ja, ich muss einfach nicht mehr so oft und so viel essen.“

Außer dem „weniger essen“ werden kaum noch andere Regeln befolgt. Manchmal hört man noch, dass mehr Gemüse gegessen wird als sonst, dass es keine Zwischenmahlzeiten mehr gibt, oder dass nach 19 Uhr nicht mehr gegessen wird. Aber es klingt so, als sei es selbstverständlich geworden und eigentlich keine Regel mehr. Ist das Erfolgsgeheimnis also doch einfach FdH?

Wie kommt man dort hin?

Oft merkt man gar nicht, wie viel man eigentlich isst, oder man schätzt es falsch ein, weil man sich mit den falschen Menschen vergleicht. Eine Bestandaufnahme ist daher empfehlenswert – am besten mit Hilfe eines Ernährungstagebuchs. Da sind schon so manchem die Augen aufgegangen, wie oft sich ganz unbemerkt kleine Snacks und Schokoriegel ins Leben schleichen … Auch die Getränke müssen aufgeschrieben werden!

Der Grundumsatz ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und ändert sich auch im Laufe der Zeit.  Der eine braucht etwas mehr Kalorien zum Überleben als der andere. Zu manchen Zeiten braucht man mehr Kalorien, hat man mehr Hunger, als zu anderen Zeiten. Das Hungergefühl ist ein sehr guter Navigator. Ohne Hunger zu essen ist Unsinn! Beobachten Sie sich und finden Sie heraus, in welchen Situationen es Sie zum Essen drängt, obwohl Sie keinen Hunger haben. Was fühlen Sie dabei vor, während und nach dem Essen? Was könnten Sie in einer solchen Situation anstelle des Essens tun?

Entscheidend ist es, sich klar zu machen, dass niemand außer einem selbst für sein Übergewicht verantwortlich ist. Auch mit schlechten Genen, mit ungesunden Ernährungsgewohnheiten in der Familie, in der man aufgewachsen ist, mit Zeitmangel und Überlastungen, die das Leben mit sich bringen trägt man die Verantwortung für sein Gewicht selbst! Erkrankungen, die unvermeidlich zu einer Gewichtszunahme führen sind sehr selten – und selbst in diesen Fällen kann man meistens mit der Ernährung dagegen steuern. Selbst verantwortlich zu sein heißt aber auch, die Situation selbst ändern zu können!

Maria Schmidt

Internistin | Diabetologin

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